Che Guevara

Che Guevara
Ein eingespieltes Team

Sie sind wohl das Aufsteiger-Paar desver gangenen Jahres. Zu Beginn der Saison noch eher ein Insidertipp, gehörten sie
spätestens seit dem Nationenpreissieg im österreichischen Linz beständig zu den Favoriten im Parcours. Der Holsteiner
Fuchshengst Che Guevara (Züchter: Frank von der Haar, Alfhausen) und sein 27 Jahrealter Reiter Jörg Oppermann haben die
Springreiterszene ordentlich aufgemischt. Carolin Diederich hat Jörg Oppermann, Che Guevara und seine Besitzer, Familie
Eufinger, im hessischen Elz besucht.


Als Jährling kam der heute elfjährigeFuchshengst Che Guevara (v. Concept-Rebell Z-Lord ) in den Stall seines Besitzers Heinz Eufinger jun. Bis zu seinem dritten Lebensjahr durfte er die Zeit in einer Hengstherde genießen, bevor für Che Guevara der Ernst des Lebens begann. Nach der Körung durch die süddeutschen Zuchtverbände im südhessischen Darmstadt-Kranichstein im Jahr 2005, absolvierte „Che“ – wie er zuhause genannt – im darauffolgenden Jahr den 30-Tage-Test in Schlieckau mit einer Endnote von 8,39.Vierjährig folgten die ersten Erfolge in Springpferdeprüfungen. „Che war von Anfang an ein sehr rittiges Pferd, dem die tägliche Arbeit viel Spaß bereitet. Schon als Vierjähriger vergaben die Richter 9er Noten für seine Runden“, schwärmt Jörg Oppermann von dem Fuchs. Sowohl fünf- als auch sechsjährig qualifizierte sich Che Guevara für das Bundeschampionat. Fünfjährig nicht angetreten, gelang dem Paar sechsjährig der Sprung ins Kleine Finale.
Im Alter von sieben Jahren starteten die beiden dann richtig durch. „Sein erstes S-Springen hat er gleich auf Anhieb gewonnen und mir damit den in 2008 den Titel des Vize-Landesmeister der Senioren beschert“, erinnert sich Oppermann gern. Im selben
Jahr wurde Jörg Oppermann außerdem das Deutschen Reitabzeichen in Gold verliehen. Che Guevara hat dazu einen entscheidenden Teil beigetragen. Sieben- und achtjährig gelangen dem Paar bereits einige beachtenswerte Erfolge, wie zum Beispiel der Sieg im Championat von Maria Wörth oder aber im Großen Preis von Immenhöfe,  den die beiden inzwischen dreimal in Folge für sich entscheiden konnten.

Der Durchbruch kam in Linz
Den ersten ganz großen internationalen Erfolg feierten Oppermann und Che Guevara im Juni 2011: Gemeinsam mit Jan Sprehe, David Will und Jürgen Kraus siegten sie im Nationenpreis in österreichischen Linz. Oppermann: „Das war für uns beide der erste
Nationenpreis – umso stolzer war ich als uns eine Doppel-Null-Runde glückte.“ Und dann reihen sich die Erfolge wie Perlen auf eine Schnur: Im Großen Preis von Kiel noch auf Platz fünf, landeten sie bei den German Classics in Hannover den richtig großen Coup. Jörg Oppermann über seinen ersten Sieg in einem internationalen Großen Preis: „Che sprang schon die ganze Saison gut. Aber im Stechen hatten wir immer entweder etwas Pech oder ich war ein wenig übermotiviert. In Hannover lief dann alles rund“, verrät der sympathische Hesse. Mit dem dritten Platz in der Gesamtwertung der Riders Tour und zwei zweiten Plätzen vor heimischem Publikum in der Frankfurter Festhalle im Dezember beschließt Oppermann das Jahr 2011, was ihm einen kometenhaften Aufstieg im Springsport gebracht hat. Nach einigen Wochen Pausen geht es im Februar zusammen mit David Will, Meredith Michaels-Beerbaum und Johannes Ehning zum Weltcupturnier nach Wellington (Florida). „Ich musste erst einmal einen Reisepass beantragen“, erzählt Oppermann schmunzelnd, „für den Skiurlaub in Kitzbühel brauche ich den sonst nicht.“
Che Guevara entstammt dem Holsteiner Stutenstamm 6874. Aus diesem Stamm sind unter anderem die erfolgreichen Springpferde Captain Sing (v. Capitol III – Caletto I) unter Jörg Kreuzmann und die von Felix Hassmann vorgestellte Carefina (v. Caretino – Corofino I). Che Guevaras Vater Concept, der aus dem legendären Landgraf-Stamm hervorgeht, wirkte einst auf der Hengststation Hell in Klein Offenseth. Der Concerto II Sohn bewies seine Qualität auch im Sport – wie zum Beispiel durch seine Runden mit Torben Köhlbrandt auf dem Bundeschampionat oder aber später mit Bernardo Alves auf internationalem Parkett. Bei seinen Nachkommen fällt die Fuchsfarbe häufiger auf – so auch bei Che Guevara.

Che Guevara jetzt auch für die Holsteiner Züchter
Anfang Januar reiste Jörg Oppermann mit seinem Sportkameraden nach Elmshorn, um Che Guevara der Körkommission des Holsteiner Verbandes vorzustellen. Zusammen mit acht anderen Aspiranten verließ er mit einem positiven Körurteil die Fritz-
Thiedemann-Halle. Damit steht den Holsteiner Züchtern ein weiterer Hengst, der seineEigenleistung im Sport bereits bewiesen hat, zur Verfügung. Auf die Frage hin wie Jörg Oppermann die Charaktereigenschaften des Fuchses beschreiben würde, nennt er ohne zu zögern: „Kämpferisch, abgeklärt, intelligent, fleißig – und dabei super vorsichtig.“ Deshalb wundert ihn es umso mehr, dass keiner der zahlreichen Interessenten, die es folgerichtig schon für den Fuchs gab, zugeschlagen hat. „Ausprobiert haben ihn viele - wohlgefühlt hat sich keiner so richtig“, sagt Oppermann mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht. Und jetzt kann Jörg Oppermann ganz entspannt in die Zukunft sehen, denn der Verkauf von Che Guevara steht nicht mehr im Raum. Die beiden können sich nun voll und ganz auf ihre sportliche Zukunft konzentrieren. Zu verdanken hat Oppermann diese komfortable Situation seinem Chef und Schwiegervater in spe Heiner Eufinger jun. Seit fast sieben Jahren ist Jörg Oppermann nun Bereiter im Stall von Heiner Eufinger. Eufinger, selbst bis zur schweren Klasse im Springsattel erfolgreich und häufig in der Amateur-Tour unterwegs, verdient sein Geld mit dem Bau von Reitplatzböden, wie zum Beispiel bei der Europameisterschaft in
Mannheim 2007. „Heiner und die gesamte Familie stehen voll hinter dem Sport und unterstützen mich so gut es geht. Aber alles muss im Rahmen bleiben. Schließlich ist das für Eufingers nur das Hobby“, weiß Oppermann zu schätzen. Auf einen solchen
Background kann sich nicht jeder Reiter stützen – vor allem nicht, wenn er noch am Anfang seiner Karriere steht. Für die Zukunft wünscht sich der bodenständige junge Mann vor allem eines: Gesundheit. Und das für Pferd und Reiter.
Carolin Diederich
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