Stutenstämme

Stutenstämme
Geschichtliches & Entwicklungen

Die Mitglieder unseres Körbezirkes züchten weltweit Holsteiner Pferde. Ermöglicht wird dies vor allem durch die Anwendung der künstlichen Besamung. Diese hat die deutsche und internationale Züchterlandschaft fast grenzenlos gemacht. Unsere Züchter setzen dabei zum großen Teil Stuten aus bekannten und bewährten Stutenstämmen ein. In der Pferdezucht spielt die Mutterlinie eine ganz besondere Rolle. Ursprünglich wurden wichtige Informationen über die Stutenfamilien und deren
Verwandtschaft überwiegend in den Holsteiner Zucht-Bezirken oder über die Deckstationen weitergegeben. Dieses ist heute bei der großen internationalen Züchterschaft gar nicht mehr möglich.

Die Geschichte des Holsteiner Pferdes lässt sich bis in das Jahr 1225 zurückverfolgen. Schon im 16. Jahrhundert, als das kräftige, veredelte Reit- und  Wagenpferd gezüchtet wurde, kam dem Export der Pferde ins Ausland eine große Bedeutung zu. Das hannoversche Landgestüt Celle begann 1735 seine Tätigkeit mit 12 Holsteiner Hengsten. Ende des 18. Jahrhunderts haben weitsichtige Holsteiner Züchter die Bedeutung einer fortlaufenden Dokumentation der Stutenfamilien erkannt. Ein einfaches Nummern- System wurde erarbeitet und eingeführt. Ein Name sei in diesem Zusammenhang besonders erwähnt, Georg Ahsbahs. Er gab 1886 den 1. Band der Gestütsbücher in den holsteinischen Marschen heraus. Zunächst sammelte er in den Elbmarschen die Abstammungen der Pferde. Diese ordnete er den einzelnen Stutenfamilien zu. Diese Familien wurden danach nummeriert. Daraus entwickelten sich die sogenannten Stamm-Nummern, die heute noch fortgeführt werden.

Die Stutenstämme mit den niedrigen Stamm-Nummern haben ihren Ursprung in der Elbmarsch, da dort mit der Erfassung durch Herrn Ahsbahs begonnen wurde. Aus diesem Grund lässt sich aus der durchlaufenden Nummerierung keine Rangfolge besonders wertvoller und erfolgreicher Stutenstämme ableiten.

Stamm-Nummern werden über die Fohlen weitergeführt und in den Abstammungsnachweisen ausgedruckt und zwar für die beim Holsteiner Verband im Stutenstammregister geführten Stutenstämme. Das Fohlen erhält die Stamm-Nummer der Mutter.
Neue Stamm-Nummern werden auf Antrag durch den Verband vergeben, wenn die
letzten vier Generationen in das Zuchtbuch des Verbandes eingetragen sind. Bis heute sind 8900 Stämme entstanden. Die meisten sind, bedingt durch den großen Strukturwandel in der Landwirtschaft, inzwischen wieder verschwunden. 1949 wurden 16.376 eingetragene Stuten registriert, 1960 waren es nur noch 1.300. Im Jahre 1990 gab es wieder 4.800 eingetragene Stuten. 2006 waren die rd. 7800 gemeldeten Zuchtstuten lediglich 515 Stämmen zuzuordnen.

Die Qualität der Stutenfamilien bildet das Fundament für die gesamte Zucht. In der Vergangenheit wurden in PFERD + SPORT überwiegend die besten Junghengste eines Jahrganges vorgestellt und kommentiert. In der Ausgabe Nr. 9 werden erstmals auch die Holsteiner Sieger-Stuten 2009 mit sehr interessanten Hinweisen zum Pedrigee und Stutenstamm vorgestellt.

Aktuelles

„Leistung ist niemals Zufall in der Pferdezucht!“ schreibt der große Pferde-Kenner Maas J. Hell im Vorwort zu seinem lesenswerten Buch ‚ Die grossen Hengste Holsteins’. In der Regel kommen herausragende Zucht-Hengste und -Stuten aus durchgezüchteten Stutenfamilien; das gleiche gilt auch für Sportpferde.

So haben in den vergangenen Jahren beispielsweise Pferde aus den Stutenstämmen 162 und 890 weltweit für Aufsehen gesorgt. Sie konnten sowohl in der Zucht wie auch im internationalen Spitzensport außergewöhnliche Erfolge verzeichnen.

Der Stamm 162 stellte mit den Pferden Cöster, Carthago Z, Waterford Crystal und Canturo mehrere Olympiateilnehmer. Der Hengst Canturo wurde von Herbert Diederich, Niestetal (Hessen) aus einer Calando I–Stute gezüchtet. Große Hoffnungen werden derzeit in den Hengst Cancara gesetzt. Dieser 2004 geborene Cassini I-Sohn hat eine Corofino I Mutter, Aufzüchter ist August Bartjen, Bad Zwischenahn (Niedersachsen).

Zwei Pferde aus dem Stamm 890 sind derzeit im internationalen Spitzen-Springsport überaus erfolgreich, Casall la Silla (Rolf Göran Bengtsson) und Conally (Markus Renzel). Zuvor hatte der Cassini I-Sohn Eurocommerce Berlin unter Wim und Gerco Schröder diesen Stamm über mehrere Jahre auf internationalen Turnieren und Championaten erfolgreich vertreten.

Letztgenannter (Hengstname: Caspar) wurde von Josef Unkelbach, Köln, aus einer Caretino-Stute gezogen. Herr Unkelbach ist ebenfalls Züchter des Verbands-Hengstes Carentan von Caretino aus einer Contender–Mutter. Beide Hengstmütter gehen auf die Stute Frimella v. Freeman xx zurück, die unter dem Rheinländer Alois Pollmann-Schweckhorst zahlreiche internationale Erfolge errungen hat.

Wie war doch die Aussage? „Leistung ist niemals Zufall!“

Ist das Interesse geweckt? Zusätzliche und sehr umfangreiche Informationen sind in dem Buch Holsteiner Stutenstämme von Claus Schridde zu finden und nachzulesen. Erschienen ist das Buch, 3. Auflage, 2008 im Assmussen–Verlag.

www.Asmussen-Verlag.de
Sandra @ Asmussen-Verlag.de
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